cortical linguistics
Günter Kochendörfer
Kortikale Linguistik
Abstract
Chomskys generative Grammatik ist (per Definition) kein mögliches Modell der Syntax im Gehirn. Dasselbe gilt für neuere syntaktische Theorien wie die "Radical Construction Grammar". Moderne Methoden der Hirnforschung wie PET, fMRI, EKP liefern noch nicht Informationen, die präzise genug wären, um viele der in diesem Gebiet relevanten Fragen zu beantworten.
Die Geschwindigkeit der Prozesse im Gehirn setzt massive Parallelverarbeitung voraus und damit die Identität von Gedächtnisstrukturen und verarbeitenden Einheiten. Als Konsequenz dieser Voraussetzung ist es schwierig, Regeln als Verarbeitungskomponenten anzunehmen. Andererseits hat die syntaktische Kompetenz nicht die Form eines Lexikons mit ganzen Sätzen als Einträgen. Konnektionistische Modelle in der Tradition von Rumelhart & McClelland, Elman und anderen, die einige Linguisten als eine mögliche Lösung sehen, sind noch nicht mit einer den beobachtbaren syntaktischen Fakten entsprechenden Komplexität konstruiert worden.
Trotzdem kann die Linguistik nicht ohne Syntax auskommen und in der post-generativistischen Ära muss versucht werden, Erkenntnisse über die Natur syntaktischer Repräsentationen und Prozesse im Gehirn (!) zu gewinnen. Dieser Teil des Projekts "Kortikale Linguistik" hat zum Ziel, neue Vorschläge zum Verständnis von Syntax zu entwickeln, auf der Basis von Informationen über mögliche neuronale Funktionen, unter Berücksichtigung von Konsequenzen, die sich aus anderen Komponenten der Sprachverarbeitung (Phonologie, Lexikon, Semantik) ergeben, und unter Einbeziehung beobachtbarer Verarbeitungscharakteristika wie der Möglichkeit von Reparaturen bei gesprochener Sprache. Simulationsmodelle werden überall in dieser Untersuchung als wesentliche Forschungsinstrumente eingesetzt.
Letzte Änderung 15. 9. 2007