cortical linguistics
Günter Kochendörfer
Kortikale Linguistik
Abstract
Das mentale Lexikon ist eine Komponente, die, wenn man an die prozesshafte Funktion denkt, eine Position zwischen Phonetik/Phonologie und Satzverarbeitung (Syntax wäre als Begriff hier zu eng), einnimmt. Eine gewisse phonetisch/phonologische Vorverarbeitung wird vor Anwendung lexikalischer Informationen im Sprachperzeptionsprozess vorausgesetzt und die Satzverarbeitung setzt ihrerseits Leistungen der Lexikonkomponente voraus.
Wenn man im Hinblick auf die Besonderheiten der mentalen Verarbeitungsprozesse das Lexikon nicht als abgeschlossenes Modul sieht, ergeben sich vielfache auch auf verschiedene Zeitpunkte ausgedehnte Abhängigkeiten und lexikalische Prozesse stehen nicht blockhaft vorangehenden und folgenden Prozessen gegenüber. Allerdings läßt sich zeigen, dass die Strukturen, die als lexikalisch zu gelten haben, von den Strukturen in der Phonetik/Phonologie und in der Syntax charakteristisch abweichen, obwohl das nicht bedeutet, dass die allgemeinen, in Teil2, "Grundlagen", ausgearbeiteten Prinzipien, die sich aus der "Hardware"-Struktur des Gehirns ergeben, außer Kraft gesetzt würden.
Lexikonstrukturen sind in vielfachen Zusammenhängen diskutiert worden. Obwohl dabei oft Bedingungen eine Rolle gespielt haben, die oberflächlich gesehen nicht als mental bezeichnet werden können, kann man solche Diskussionen doch verwenden, um Einsicht in grundsätzliche Probleme zu bekommen. Es ergibt sich eine Liste von Anforderungen, die als Ausgangspunkt für weitere Analysen dienen kann.
Natürlich gelten linguistische Grundsatzunterscheidungen: Es muss behandelt werden, was unter lexikalischen Ausdrucksseiten und lexikalischen Inhaltsseiten zu verstehen ist und wie produktionsseitige und perzeptionsseitige Prozesse und Strukturen miteinander verknüpft zu denken sind. Es muss auch geklärt werden, wie Wörter, Morpheme, Silben und das Konzept des Lexikoneintrags zusammenhängen und was man sich unter Wortarten und syntaktischen Informationen in Lexikoneinträgen vorzustellen hat.
Schließlich ist es wichtig, darzustellen, wie die Zusammenarbeit mit anderen Komponenten der Sprachfähigkeit aussieht. Eine Lexikonstruktur und lexikalische Prozesse sind nur akzeptable Konstruktionen, wenn sie sich problemlos in einen größeren Zusammenhang einbetten lassen.
Letzte Änderung 10. 3. 2004